Risiken und Ärger vermeiden? Handelsschiffe ändern Routen, um nicht auf Flüchtlingsboote zu treffen

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Handelsschiff El Hiblu 1

Offenbar ändern Handelsschiffe zunehmend ihre Routen im Mittelmeer, um nicht auf Flüchtlingsboote zu treffen. Die Gründe seien u.a. der Vorwurf der indirekten Schlepperhilfe und traumatisierte Seeleute, die den „kraftlosen Schiffbrüchigen“ keine Hilfe leisten können.

[…] Die Handelsschifffahrt auf dem Mittelmeer hat nach Beobachtungen der Deutschen Seemannsmission in großen Teilen ihren Kurs geändert, um Flüchtlingsrouten zu umfahren. „Die Reedereien nehmen die Kosten von längeren Routen in Kauf, um sich nicht dem Vorwurf der indirekten Schlepper-Hilfe auszusetzen“, sagt Seemannsdiakon Markus Schildhauer.

Einen weiteren Grund für das Ändern der Routen sieht Schildhauer in Erfahrungen in der Vergangenheit. Eine Reihe von Frachtschiffen habe versucht Flüchtlinge aufzunehmen. Aber Schiffsbesatzungen, die versuchten, die ausgelaugten Menschen an Bord zu holen, hätten erleben müssen, wie die Menschen keine Kraft mehr hatten, die hohen Schiffswände zu erklimmen, wie Boote kenterten, ohne dass die Seemänner Hilfe leisten konnten.

„Ich habe sehr traumatisierte Seeleute erlebt“, sagt Schildhauer, der unter anderem Schiffsbesatzungen im ägyptischen Alexandria betreut. […] Quelle Welt.de

Vielleicht liegt es auch eher an den unkalkulierbaren Risiken, wenn Gefahr für Leib und Leben für die Besatzung besteht, oder das Schiff nicht pünktlich am Zielort eintrifft und somit höhere Kosten in Kauf genommen werden müssen? Einige Handelsschiffe erlebten bereits nach der sogenannten „Seenotrettung“ von „schiffbrüchigen Bootsflüchtlingen“, die sich selbst in Seenot begeben haben, ihr blaues Wunder, wie nachfolgend einige Beispiele zeigen:

Das Handelsschiff „El Hiblu 1“, das eine Gruppe von Migranten vor der libyschen Küste „gerettet“ hat, wurde von den Schiffbrüchigen gekapert, die „Geretteten“ rebellierten und bedrohten den Kommandanten und die Besatzung, erzwangen eine Kursänderung in die gewünschte Richtung

Das ägyptischen Schiff „Maridive 601“, das 75 Migranten vor der tunesischen Küste in internationalen Gewässern gerettet hatte, saß tagelang vor dem tunesischen Hafen von Zarzis fest, da die tunesischen Behörden das Einlaufen des Tankschleppers und den illegalen Migranten an Land zu gehen verweigerten.

Das italienische Versorgungsschiff für Bohrplattformen „Vos Thalassa“ sammelte 66 Migranten vor der libyschen Küste auf und brachte Schiff und Besatzung in Gefahr. Die Illegalen bedrohten die Besatzung, die sich auf der Brücke verbarrikadieren musste.

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