Von einer Lehrerin: Geschichten aus dem Irrenhaus

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Symbolbild

Zum Start in die Woche hab ich noch ne schöne Geschichte. Letzte Woche passiert. Wir haben eine Familie (ursprünglich aus dem Libanon, aber die Kinder sind in Südamerika geboren, die zunächst in Holland war und nun seit gut einem Jahr in Deutschland ist. Beide Kinder in meiner Seiteneinsteigergruppe, beide nicht normal beschulbar. Allerdings habe ich keine Ahnung, was bei den beiden nicht stimmt. Der ältere Junge antwortet nicht, arbeitet nur widerwillig und macht was er will. Das Mädchen ebenso, aber die lacht und quietscht auch noch ständig. Bei ihr habe ich den Verdacht auf geistige Behinderung, evtl bei beiden Autismus. Ich bin absolut ratlos. Laut Mitschülern ist das Mädchen auch in ihrer Muttersprache kaum in der Lage sich auszudrücken.

Jetzt soll ich natürlich das Verfahren einleiten, um zu prüfen, was da nicht stimmt. Allerdings fühle ich mich da völlig inkompetent. Aber das nur am Rande. Mich nerven da ganz andere Dinge. Denn eigentlich werden meine kostbaren Ressourcen (und die der Schulen) hier für Kinder genutzt, die rechtlich zurück nach Holland müssten. Das ist auch absolut klar, aber das Verfahren kann 2-3 Jahre dauern. Dann muss ich mich immer um einen Übersetzer kümmern, allerdings kommt die Mutter dann meistens nicht zu den Terminen. Letzte Woche war sie da. Ich frage nach, warum das Mädchen Probleme haben könnte? Trauma, Unfall, sonstige Dinge bekannt. Und jetzt kommt die Antwort der Mutter, die mich wirklich auf die Palme gebracht hat: „Das Kind sei traumatisiert, weil es in der (vom Staat gestellten und vom Steuerzahler bezahlten) Wohnung kein eigenes Zimmer hat!!!! Sie wären in Holland gewesen und hätten von Verwandten in Köln und Mannheim gehört, dass man in Deutschland große Wohnungen bekommt. Und das gab es jetzt nicht, sondern nur eine Wohnung, wo sich das Kind mit Geschwistern ein Zimmer teilen muss.

Ich musste mich schwer beherrschen. Ich wäre gerne einfach nach Hause gegangen. Dieses Anspruchsdenken regt mich dermaßen auf. Ich bin froh, dass erstmal Ferien sind.

Bin mal gespannt, wie das weitergeht. Ich werde mich weigern, dieses Verfahren durchzuführen. Lehne ich wegen Befangenheit ab.

Quelle: Facebook

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