Präsident des Amtsgerichts Leipzig: „Sicherheit im öffentlichen Raum ist schlechter als je zuvor“

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Letzte Woche präsentierte Bundesinnenminister Horst Seehofer die Kriminalstatistik 2017. „Deutschland ist sicherer geworden“ lautete die Jubelmeldung, oder der Untergang des christlichen Abendlandes ist vorrübergehend abgesagt. Dass Statistiken nur reine Beruhigungspillen für das Volk sind, sollte hinlänglich bekannt sein, und daher sagt die Statistik 2017 rein gar nichts über die Sicherheit aus, sondern ist eher ein Arbeitsnachweis der Polizei.

Bereits BDK-Chef André Schulz zweifelte an der Aussagekraft der Zahlen, die tatsächlichen Fallzahlen liegen weit über den in 2017 registrierten Straftaten. Nun schlägt Michael Wolting, Präsident des Amtsgerichtes Leipzig, Alarm: „Die Sicherheit im öffentlichen Raum ist schlechter als je zuvor“.

[…] „Deutschland ist sicherer geworden“, so Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) bei der Vorstellung der PKS für 2017 vorige Woche in Berlin.

„Das trifft so nicht zu“, ist dagegen Michael Wolting, Präsident des Leipziger Amtsgerichtes, überzeugt. Seiner Ansicht nach widerspiegelt diese Statistik nicht die tatsächliche Lage. „Von der Statistik auf weniger Kriminalität und somit mehr Sicherheit zu schließen, ist ein Trugschluss“, meint Wolting. Er glaube, „die Sicherheit im öffentlichen Raum ist schlechter als je zuvor“.

Nach Ansicht des Juristen (57), der seit 2009 Präsident des mit rund 500 Mitarbeitern größten Amtsgerichtes in Sachsen ist, spielen dabei etliche Faktoren eine Rolle. Ein bedeutender: Die Regeln zur Führung der PKS hat das Bundeskriminalamt „in den letzten zehn Jahren 245 Mal geändert“, berichtet Wolting. Sogar Fachleute der Polizei würden der PKS allein schon deshalb absprechen, für den Vergleich von Jahreswerten geeignet zu sein.

Als einen weiteren erheblichen Einflussfaktor führt Wolting das Anzeigeverhalten der Bürger an: Er geht davon aus, dass eine Vielzahl von Straftaten – zum Beispiel beim Ladendiebstahl – gar nicht erst angezeigt wird. Einerseits würden Verkäuferinnen aus Angst vor Gewalt zunehmend davon Abstand nehmen, Täter zu stellen. Andererseits verzichteten sie auf Anzeigen gegen Unbekannt, weil diese eh zu nichts führten. […] Quelle: Leipziger Volkszeitung.de/16.5.2018

 

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