Lesbos: Chef des griechischen Flüchtlingslagers gibt auf

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«Ich gehe mit erhobenem Kopf…Ich bin müde»: Mit dieser Begründung ist der Leiter des viel kritisierten Registrierlagers von Moria auf der griechischen Insel Lesbos, Giannis Balbakakis, zurückgetreten. Das berichtete die halbamtliche griechische Nachrichtenagentur ANA MPA am Mittwoch. Balbakakis war Chef des Lagers seit 2016 – als der EU-Türkei Flüchtlingspakt in Kraft trat.

Im Lager von Moria herrschen chaotische Zustände. Nach offiziellen Angaben sind dort mehr als 10 000 Menschen zusammengepfercht. Das Lager hat aber nur eine Aufnahmekapazität für 3000 Migranten. Humanitäre Organisationen kritisieren seit Jahren die Zustände in diesem und anderen Lagern auf den Inseln im Osten der Ägäis.

Der Flüchtlingszustrom aus der Türkei zu den griechischen Inseln dauerte auch am Mittwoch an: Am Vormittag setzten nach Angaben der griechischen Küstenwache knapp 250 Migranten aus der Türkei nach Griechenland über.

Der im März 2016 geschlossene Flüchtlingspakt zwischen der EU und der Türkei sieht vor, dass die EU alle Migranten, die illegal über die Türkei auf die griechischen Inseln kommen, zurückschicken kann. Die Bearbeitung der Asylanträge kommt wegen Personalmangels jedoch auch heute nur mühsam voran.

Die neue konservative griechische Regierung, die seit Juli im Amt ist, hat angekündigt, die Asylverfahren zu beschleunigen. Wer kein Asyl bekommt, soll sofort in die Türkei zurückgeschickt werden. Für die Bearbeitung der Asylanträge soll es mehr Personal geben.

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