Die deutsche Industrie mit Millionen Beschäftigten hat ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr drastisch nach unten geschraubt. Erwartet wird nur noch ein Wachstum der Wirtschaftsleistung in Deutschland von rund 1,5 Prozent – sofern es nicht zu einem Gaslieferstopp und einer tiefen Wirtschaftskrise kommt. Das teilte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) anlässlich seines „Tags der Industrie“ mit. Zu Jahresbeginn war die Industrie vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine noch von einem Plus um etwa 3,5 Prozent für 2022 ausgegangen. Auch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) senkte seine Prognose für das Wirtschaftswachstum für dieses Jahr auf 1,5 Prozent. Mitte März hatte das Institut noch 3,1 Prozent Wachstum vorausgesagt.
„Der Industrie macht die doppelte Krise aus der russischen Invasion in die Ukraine und den Auswirkungen der Covid-Pandemie zu schaffen“, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. „Massive Abhängigkeiten als Preis für Kostenvorteile und Skaleneffekte zu akzeptieren, das war aus heutiger Sicht genauso falsch wie der Verzicht unseres Landes auf eigene hinreichende Investitionen in seine Verteidigungsfähigkeit“, so Russwurm. „Wir haben uns die Feuerwehr gespart, weil wir das Brandrisiko für vernachlässigbar gehalten haben. Jetzt brennt es lichterloh.“
Deutschland ist immer noch abhängig von russischem Gas und anderen Rohstoffen. Russland hatte seine Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream gedrosselt. Russwurm sagte, der Krieg habe die „Achillesferse“ des Industrielandes Deutschland aufgedeckt: die Versorgungssicherheit für Energie, Rohstoffe und Basistechnologien.
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Nach der Abhängigkeit ist vor der Abhängigkeit, statt billiges russisches Gas dann teures Flüssiggas aus den USA.