„Härtere Strafen nicht sinnvoll“ – Integrationsforscher erklärt ausufernde türkische Hochzeitskorsos

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Für Schlagzeilen sorgen in der letzten Zeit zig ausufernde Hochzeitskorsos, die Straßen blockieren und Autobahnen lahmlegen, viele Bürger sehen darin eine Machtdemonstration. Nun kommt der Integrationsforscher Haci-Halil Uslucan herausgekrochen und erklärt in einem Interview mit der „Welt“, welche Tradition hinter solchen Autokorsos steckt.

Focus Online berichtet:

In der Türkei hole der Ehemann seine Braut von ihrem Elternhaus ab. Das symbolisiere den Übergang aus dem Elternhaus in die Ehe und zeige der Gemeinschaft, dass die Verbindung der beiden Personen legitim sei. Im türkischen und arabischen Raum gelte häufig: Je größer die Hochzeit, umso stärker die Familie.

Uslucan: „Hochzeitsfeiern haben in den Herkunftsländern eine starke Öffentlichkeit. Gerade in den Dörfern und Provinzen wird manchmal mit bis zu 1000 bis 1500 Gästen auf der Straße gefeiert.“ Ein großes Verwandtschaftsnetz bedeute dort Macht.

Straßenblockaden gehören jedoch nicht zu dieser Tradition. Uslucan: „Diejenigen, die dort ihrer Freude Luft verschaffen, denken nicht daran, dass sie damit sich und andere gefährden. Es ist eine Art rauschhaftes Erleben der Situation. Nicht anders als bei den Fußballfans, die bei der Weltmeisterschaft den Ku’damm in Berlin blockierten. Das war einfach ein Teil der Feier.“

Die Beteiligten an solchen Korsos seien „nicht durch und durch asozial“. Das Hochzeitsfest habe nur so eine große Bedeutung, dass alle anderen Kriterien nachrangig seien.

Er schlägt vor, dass Migrantenvereine, Medien und Konsulate stärker auf die Gefahren hinweisen. Härtere Strafen hält der Experte hingegen nicht für sinnvoll. Er sagte: „Erhöhung des Entdeckungsrisikos und Prävention wirken besser.“

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