Dümmer geht’s immer: Civil March for Aleppo – zu Fuß zurück nach Syrien

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Als ich die Überschrift gelesen habe, war ich höchst erfreut: endlich ein paar Syrer, welche eingesehen haben, dass ihre Fachkenntnisse doch nicht hier gebraucht werden oder welche sich vielleicht doch lieber in den Kampf stürzen, anstatt gleich beim ersten Knall eines zugeschlagenen Gartentores davonzulaufen und Frau, Kinder, Eltern, Großeltern im Stich zu lassen. Leider war dem nicht so, wenn man den Artikel nämlich weiterliest, stellt man fest, dass die Königin des Gutmenschentums nicht Angela Merkel ist, sondern eine polnische Flüchtlingsfachkraft, welche in Berlin wohnt und auf den Namen Anna Alboth hört.

Dieses Wunder der Nächstenliebe, schon in Polen durch kritischen Journalismus aufgefallen ( ein Rebellenimage ist doch immer was Gutes ), demonstriert hier ganz nebenbei was es heißt, wenn man Verantwortung für zwei Kinder hat und dennoch lieber die Flüchtlingsroute rückwärts wandert, mit erhobenem Zeigefinger Assad, dem IS und allen anderen Anhängern der friedliebenden Islamreligion entgegentritt.

Sagenhafte sechs Stunden möchte sie, zusammen mit etlichen Tausenden nach Syrien täglich marschieren ( Krankenschwestern und Altenpflegerinnen kommen auf bis zu 12 Stunden pro Dienst ), Hilfsgüter Gepäck etc. fahren im LKW nebenher, vor, nach oder sonst wie, Hauptsache es wird medienwirksam gewandert und Anna Alboth kann so sogar noch ( ganz nebenbei ) Werbung für ihren Reiseblog machen ( mit dem sie ihr Geld verdient ), und ganz nebenbei noch in bester Lady Di Manier, Bilder mit heulenden und verkrüppelten Kindern machen, welche sie unterwegs trifft. Jenseits der deutsch-polnischen Grenze scheint jedes Kind irgendeine Art Belastung mit sich herum zu tragen, liest man diesen unsäglichen Werbeartikel einer arg geltungsbedürftigen Person. Und sie hat auch schon Tausende mobilisiert wie sie sagt, sogar Prominente haben zugesagt, laut ihrer Aussage sind schon im wahrsten Sinne des Wortes 3.000 Männlein und Weiblein am Start. Ich sehe sie schon mit ihrer 5 und 7 Jahre alten Tochter vorneweg marschieren. Ich dachte schon die Kreuzritter und Treckteilnehmer hätten ausgedient, zum Glück belehrt mich Anna Alboth eines Besseren.

Auf die Frage, warum sie diese geistig verwirrte Entscheidung getroffen hat, antwortet die fachkundige Reisebloggerin: Die Idee sei entstanden, als sie vor ein paar Wochen abends im Fernsehen mal wieder die Bilder aus Aleppo sah, von Blut, Trümmern und schreienden Kindern.  Da brach etwas in mir zusammen“, sagt Alboth. Sie weinte. „Das hätten ja meine Kinder sein können, in dieser besetzten Stadt, in einem Keller sitzend und ohne Zugang zu Essen und Medikamenten. Ich habe nur Glück, auf dieser Seite der Welt geboren zu sein.

Ich weine auch gerade, aber vor Lachen. Da kommt jemand selber aus einem nicht gerade mit Reichtum gesegneten Land und teilt dann auch noch den Mantel mit noch Ärmeren? Dafür, dass ihre Kinder schon 38 Länder in ihrem Leben gesehen haben, scheint es ihr gar nicht so schlecht zu gehen, anstatt Honduras und Kaukasus heißen die Ziele für ihre werbewirksame Route nun eben von Deutschland über Tschechien, Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien, Mazedonien, Griechenland und die Türkei bis nach Syrien.

Mal von der Werbeaktion für ihren Reiseblog abgesehen, geht es der wiedergeborenen Mutter Theresa natürlich in erster Linie um Humanität und Aufsehen. Die Welt soll hinschauen, wenn 5.000, 10.000 oder 20.000 Menschen mit weißen Fahnen an der Grenze der Türkei stehen und an dem „Durchmarsch“ gehindert werden. Sie will Druck aufbauen, bis Aleppo wird sie wohl nicht kommen, aber dabei sein ist ja alles. Es werden noch ein paar herzzerreißende Geschichten über irgendwelche Zuschriften erzählt, Polizei, Ärzte, alle werden im Übrigen mitwandern, Crowdfounding macht es möglich? Interessant, wofür Polizei da ist, soviel Einsatz würde man sich in Berlin bestimmt auch wünschen.

Ich stelle mir bei diesen labilen Mitmachern jeglicher Modeerscheinungen immer vor, was diese wohl gemacht hätten, wenn Frau Merkel nicht die halbe Welt zu uns ins gemachte Nest eingeladen hätte. Hätten Menschen wie Anna Alboth dann Wandertage für alte Menschen veranstaltet, welche in Polen, Tschechien etc. in Heimen sitzen, weil sie sich in Deutschland keine Pflegestufe leisten können, oder welche auch im hohen Alter noch Minijobs annehmen müssen, da sie nicht für Merkels Rundum-sorglos-paket prädestiniert sind? Oder hätten sie Protestmärsche gegen Sebastian Edathy, Linus Förster und die Grünen unternommen, um unsere Kinder zu schützen? Oder hätten sie Wanderrouten durch Gebiete geplant, wo seit Jahren kontinuierlich die Einbruchsraten explodieren? Und wo war der Wandertag nach letztem Jahr Silvester? Gibt es keinen Grund über Missstände im eigenen Land traurig zu sein, oder geht es niemandem so schlecht wie „den anderen, deren Geburtsort nicht in Deutschland liegt“?

Es gibt so viel Elend und Mist vor unser eigenen Tür, aber wahrscheinlich zieht das nicht so medienwirksam, wenn man auf Missstände hinweist, meistens ist man dann rechtsradikal oder ein Nazi, meistens beides. Dann doch lieber mit „Flüchtlingsaktionen“, Hilfskonvois und eigenen Kamerateams punkten, es geht bestimmt niemandem so schlecht wie irgendwelchen Syrern oder Afghanen. Ich habe neulich einen Bericht über Kinderprostitution in Brasilien gesehen, ich finde diese Geschöpfe hätten auch einen Wandertag verdient, um mal auf ihre Missstände hinzuweisen. Aber offensichtlich hat Anna Alboth da gerade verheult vor dem Fernseher gesessen und diesen Beitrag verpasst.

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