Wie praktisch: Amokfahrer von Münster hinterlässt Lebensbeichte

1993

Unmittelbar nach der Amokfahrt in Münster überschlugen sich die Meldungen: zuerst war der Todesfahrer nicht polizeibekannt, dann war er doch polizeibekannt, er galt als Drogenkonsument und Kleinkrimineller, klaute angeblich Handys und Autoradios. Der nächste Bericht (Die Welt.de) passt nun so gar nicht in das Schema eines Kleinkriminellen: Jens R. hat drei Wohnungen, fünf Autos – darunter auch teure Modelle, selbstständiger  Industriedesigner und entwarf Stühle, Schränke, Lampen und Verkaufsflächen für Geschäfte. Durch den Verkauf eines Patents für ein Lampendesign soll er zu einigem Wohlstand gekommen sein.

Saß Jens R. überhaupt (noch lebendig) hinter dem Steuer? Direkt nach der Amokfahrt soll es Zeugen gegeben haben, die zwei Männer aus dem VW-Van heraus kamen und flüchten sahen. Offenbar haben sich die Zeugen in Luft aufgelöst? Die Polizei meldete, Jens R. ist ein Einzeltäter, der sich nach der Tat erschoss, keine weiteren Mittäter. Warum dann der große Aufwand von der Polizei und die Grenzkontrollen an der deutsch-niederländischen Grenze, wenn es sich um einen (bereits toten) Einzeltäter handelt? Suchte man doch nach Mittätern?

Die Gerüchteküche brodelt weiter, Verwirrung stiftet ein Video auf YouTube eines rumänischen Senders, der über die Amokfahrt in Münster ab Minute 6:00 berichtet, ab Minute 15:43 wird die Schlagzeile eingeblendet: Surse: Atacatorul, un cetatean german de origine kurda – was übersetzt heißt:  Quelle: Der Angreifer, ein deutscher Staatsbürger kurdischer Herkunft. Ab Minute 18:08 dann die Schlagzeile:  Pasaportul atacatorului, gasit la locul tragediei – was übersetzt heißt: Der Pass des Angreifers wurde am Tatort gefunden.










In Deutschland atmen Politik und Medien auf, kein Islamist oder „Flüchtling“, es ist ein Deutscher ohne Migrationshintergrund und obendrein psychisch gestört, der schon länger Suizid-Gedanken hatte. Da kommt die Lebensbeichte zur rechten Zeit, die der Todesfahrer vorher schriftlich aufzeichnete.

[…] Nach der Amokfahrt mit drei Toten in Münster suchen die Ermittler weiter nach einem Motiv des Täters. Nach bisherigen Erkenntnissen handelt es sich um die Einzeltat eines womöglich psychisch labilen Mannes aus Münster.

Der 48 Jahre alte Jens R. hatte demnach kein politisches Motiv und auch keinen islamistischen Hintergrund. Bereits am 29. März hatte der Industriedesigner nach Informationen von „Süddeutscher Zeitung“, WDR und NDR eine Art Lebensbeichte und auch einen fünfseitigen Brief per E-Mail an Bekannte verschickt. In dem umfangreichen Opus geht es vor allem darum, was in seinem Leben alles schiefgelaufen ist und dass viele andere Menschen daran schuld seien. Jens R. stammt aus dem Hochsauerlandkreis.

Er galt als vermögend, worauf auch seine drei Wohnungen hindeuten. Alle drei – eine in Münster, zwei in Ostdeutschland – wurden durchsucht. Nirgends fand sich ein Hinweis auf ein politisches Motiv. In einer Wohnung in Pirna entdeckte die Polizei ein 18-seitiges Schreiben, das in Ermittlerkreisen im Nachhinein als klassische Ankündigung eines Suizids gelesen wird.

So berichtet R. darin von gravierenden Problemen mit seinen Eltern, von Schuldkomplexen, nervlicher Zerrüttung und regelmäßigen Zusammenbrüchen. Auch von „Aggressionsausbrüchen“ und Verhaltensstörungen ist die Rede. Eine besondere Rolle spielt in dem Schreiben eine womöglich verpfuschte Operation. Dem Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt war er schon länger bekannt.

Nach Informationen von SZ, WDR und NDR war R. bereits bei Polizeieinsätzen als nervenkrank aufgefallen. (dts/9.4.2018) […]

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