Vom Berliner Senat finanzierte Broschüre will Grimms Märchen aus Kitas verbannen!

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Gottfried Curio: Wenn Sie gerade noch überlegen, was Sie Ihren Kindern oder Enkeln zu Weihnachten schenken könnten – und dabei vielleicht auf die Idee kommen, mit einem Sammelband der Grimm’schen Märchen nichts falsch machen zu können, weil eigentlich alle Kinder der fabelhaften Märchenwelt mit ihren Drachen und Zwergen, Hexen und Prinzessinnen etwas abgewinnen können: HALT! STOPP! Sie sind gerade in Begriff, die nächste Generation Kinder mit reaktionären Märchen zu verderben!

Das weiß zumindest der vom Berliner Senat finanzierte Ratgeber „Kids aktuell“, welcher den Kitas deutschlandweit kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Unter der bedeutungsschweren Überschrift „Es war einmal“ will diese Broschüre „Anregungen für diskriminierungskritische Perspektiven auf Märchen“ geben. Denn – so wird gewarnt – in Märchen stecken „Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Behindertenfeindlichkeit“.

Schon strukturell seien Märchen diskriminierende Erzählungen. Kritisiert wird etwa, daß Frauen, wenn sie als „aktive Akteurinnen“ auftauchen, das nur „in Form von bösen Hexen, bösen Feen oder bösen Stiefmüttern“ täten. Die Prinzessinnen hingegen würden „nur passiv errettet“ werden. Zudem kämen „Homosexualität, People of Colour, muslimischer Glaube, Trans*personen und vieles Weitere“ gar nicht erst vor. „Rassistischen Schönheitsidealen“ würde indes Vorschub geleistet, da „Haut“ als „weiß wie Schnee“ gepriesen werde oder „goldenes Haar“ positiv assoziiert sei. Die Broschüre klagt an: „Alles Dunkle wird automatisch mit „dem Bösen“ in Verbindung gebracht.“ Es wird geraten, Kinder von den Märchen fernzuhalten, um ihnen so „diskriminierende Darstellungen“ gar nicht erst anzuerziehen. Denn: „Deutschland ist eine von Diskriminierung geprägte Gesellschaft“.

Auch Argumentationshilfen werden bereitgestellt: man solle aufklären, daß „dieses Kulturgut so „deutsch“ ist, dass zum Beispiel nationalsozialistische Propaganda sich der Märchen der Gebrüder Grimm bedient hat“.

Allenfalls könnten Märchen erträglicher gestaltet werden durch Rollentausch: Etwa soll bei Rotkäppchen zum Jungen „Rotmütze“ werden, der Jäger zur Jägerin und die Großmutter zum Großvater. Abschließend listet die Broschüre dankenswerterweise entsprechende Lektüreempfehlungen auf: So bricht ein Buch etwa die klassischen Rollenbilder in Märchen derart auf, daß „starke Mädchen- und Frauenfiguren vorkommen, Schwarze Protagonist*innen und Protagonist*innen of Color“, zudem sei „nicht jede Lovestory hetero“. Ebenso gäbe es „Protagonist*innen mit Behinderung und religiöse Vielfalt“. In einem anderen Buch wird „Rapunzel eine weltberühmte Architektin für magische Gebäude, Rotkäppchen findet ihr Glück als Tierschutzaktivistin und Dornröschen macht sich einen Namen als Spezialistin für Schlafstörungen“.

Wo da der ur-verträumte Zauber von Märchen noch bleibt? Der bleibende Erfolg, die archetypische Kraft der Märchen beweisen, daß die Märchen nicht überholt sind: Durch Aussprechen elementarer Ängste sollten diese gerade überwunden und in Lebensoptimismus verwandelt werden.

Den 68ern gelten Märchen als ideologischer Konkurrent, als Ausweis des autoritären Charakters, der durch schwarze Pädagogik des Angstmachens angepaßtes Handeln erzwingen will, durch Moralisieren die freie Persönlichkeitsentfaltung hemmt und den linksrevolutionären Eifer einbremst und gefährlich ins Allzu-Persönliche ableitet. Die Freiheit der Märchen, das Eigenleben der Phantasie wird von Linken als gefährliche ideologische Gegenkraft gegen das beabsichtigte Einimpfen linker Ideologie auch schon im Kindergarten gesehen. So ist es kein Wunder, daß die Linken auch Märchen wieder als Schauplatz des Kulturkampfes gegen ererbtes Kulturgut wiederentdeckt haben, ganz im Sinne des Anspruchs, den Scholz einst formulierte als „die Lufthoheit über die Kinderbetten gewinnen“, gegen die Märchenoma als Feindbild.

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