Seehofers Bootsmigranten-Quote: In NRW leben heute mehr Asylbewerber und Schutzberechtigte als in ganz Italien

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Bundesinnenminister Horst Seehofer ist fest entschlossen, ein Viertel der in Italien ankommenden Bootsflüchtlinge direkt nach Deutschland weiterleiten zu lassen und aufzunehmen, wobei die genaue Quote davon abhängt, wie viele andere EU-Mitgliedsländer bei der Umverteilung mitmachen. Aus den 25 Prozent könnten gegebenenfalls auch 30 oder 40 Prozent werden, denn nur wenige Länder signalisieren eine Aufnahmebereitschaft.

Der bayerische Dampfplauderer eilt nun dem jammernden Italien zu Hilfe, schließlich wird seit Jahren stets behauptet, dass das südliche Land die Hauptlast bei der Flüchtlingsaufnahme trüge, oft heißt es, man habe Rom alleine gelassen. Aber wie sieht die Realität tatsächlich aus?

Welt.de berichtet:

Die Bereitschaft, Migranten aus Italien aufzunehmen, ist auch deswegen groß, weil sich die Einschätzung festgesetzt hat, das Land werde von Deutschland und anderen nördlichen EU-Staaten im Stich gelassen. Diese These wird häufig wiederholt, obwohl sämtliche Statistiken eindeutig das Gegenteil belegen.

Das UNHCR zählte in Deutschland zum Ende vorigen Jahres 1,45 Millionen Schutzberechtigte und Asylbewerber. Nummer zwei und drei sind Frankreich (459.000) und Schweden (317.000). Erst danach kommt Italien mit 296.000 dort lebenden Asylbewerbern und anerkannten Flüchtlingen. In absoluten Zahlen wie auch im Vergleich zur jeweiligen Bevölkerungsgröße nehmen diese Länder mehr Migranten auf als der Mittelmeerstaat.

Allein in NRW leben heute mehr Asylzuwanderer als in ganz Italien, wie aus Auflistungen des Bundesinnenministeriums hervorgeht. Demnach wohnten zum Stand Ende vorigen Jahres 368.865 solche Migranten im größten Bundesland (Asylberechtigung, Flüchtlings-, Subsidiär- oder Abschiebungsschutz, Härtefallregelung).

Auch die Asylantragszahlen zeigen, dass die Bundesrepublik deutlich stärker als Italien belastet ist. Laut den in dieser Woche vorgelegten Zahlen der OECD gab es in Italien 2016 (121.000), 2017 (127.000) und 2018 (53.000) viel weniger Anträge als in Deutschland (2016: 722.000, 2017: 198.000, 2018: 162.000). Im laufenden Jahr zeichnet sich für das südeuropäische Land sogar ein deutlicher Rückgang ab: Im ersten Halbjahr gab es dort laut Eurostat lediglich 16.865 Erstanträge auf Asyl (Deutschland: 73.000).

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