Sea Watch weist Schlepper-Vorwurf zurück: Wir helfen Migranten, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen

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Symbolbild Bootsflüchtlinge

Es hat sich eine Art Schlepper-Industrie gebildet mit dem Ziel, möglichst viele Afrikaner über das Mittelmeer nach Europa zu bringen? Dass es eine unheilige Allianz zwischen Schlepperbanden und humanitären NGOs geben dürfte, sollte jedem politisch halbwegs Informierten schon lange klar sein. Es handelt sich schlichtweg um Fluchthilfe und Unterstützung der Schlepper, diese Vorwürfe erhebt der Chef der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, Fabrice Leggeri, gegen die Flüchtlingshilfe-Organisation Sea Watch. Auch Österreichs Außenminister Sebastian Kurz sagt, viele NGOs seien „Partner“ der Schlepper, ihre Aktivitäten motivieren Flüchtlinge zusätzlich aufzubrechen. In einem Interview mit „Die Welt“ weist Sea-Watch-Vorstandsmitglied Frank Dörner die Vorwürfe zurück:

[…] Die Migranten kommen, weil es ihnen schlecht geht. Wir helfen ihnen, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen und dabei nicht zu sterben. Uns dafür verantwortlich zu machen, dass sie kommen, ist perfide. Viele glauben, dass die Menschen rational abwägen, ob sie sich auf den Weg machen oder nicht. Mitnichten. Die Leute sagen sich: Alles ist besser als das, wo ich herkomme – und wenn ich dabei sterbe, dann ist das halt so. Sie werden kommen, so oder so.

In der Regel fahren wir nicht in die libyschen Gewässer. Bei einem Notfall nahe der libyschen Küste, der von der Rettungsleitzentrale dokumentiert wird, sind wir aber dazu verpflichtet, auch in die libysche Zwölf-Meilen-Zone hineinzufahren. Das ist Seerecht. Natürlich reduziert sich das Risiko zu ertrinken, je früher die Menschen aufgegriffen werden.

Ganz unabhängig davon, dass wir der Meinung sind, dass solche Rückführungen menschenrechtlich sehr fragwürdig sind, wäre das auch in der Praxis sehr problematisch. Sie können sich vorstellen, dass diese Menschen, die einen beschwerlichen Weg hinter sich haben, in Libyen möglicherweise noch gefoltert wurden und nach Europa wollen, sich darüber nicht freuen würden. Da kann es zu Tumulten und Gewalt an Bord kommen. Sie können die Menschen natürlich auf großen Militärbooten zur Umkehr zwingen. Das gibt aber unschöne Bilder.

Ich akzeptiere, dass manche sagen, es sei ihr Recht zu bestimmen, wer in ihrem Land lebt. Aber ich finde diese Einstellung dennoch falsch. Wo ist die Solidarität mit den Menschen, denen es wirklich schlecht geht? […]

Niemand ist gegen die Rettung von „Schiffsbrüchigen“, sie ist richtig, sogar alternativlos, das Problem ist die „Gratis-Wasser-Taxifahrt“, denn die „Schiffbrüchigen“ werden nicht an die nächste Küste gebracht, die ihnen Sicherheit vor Seenot garantiert, sondern nach Europa und obendrein ohne dafür notwendige Papiere zu besitzen. Das erfüllt den Tatbestand der Schleusung?

Da kann es zu Tumulten und Gewalt an Bord kommen.  Ist das ein Eingeständnis, dass diese NGOs die Gewalt lieber direkt nach Europa bringen? – Wir helfen ihnen, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen und dabei nicht zu sterben. Illegale haben ein Recht auf Migration und Umsiedlung, weil sie unzufrieden sind? Diese Hilfs-Aktionen sprechen sich natürlich in ganz Afrika herum und animieren noch mehr Menschen zur Flucht. Wenn man es genau nimmt, dann sind die Flüchtlings-Helfer auf See die besten Schlepper die es je gab, und das schlechte Gewissen vieler Spender füllt nebenbei die Kassen.

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