Psychiater Maaz: Durch Angst vor Corona wird das soziale Leben nachhaltig gestört

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Der Psychiater und Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz war 28 Jahre lang Chefarzt der Psychotherapeutischen und Psychosomatischen Klinik im Evangelischen Diakoniewerk Halle. Nach seinen Beobachtungen werden die Deutschen „zunehmend coronamüde“. Immer mehr Leute, unter denen „Kulturschaffenden“ und „Ärzten“ kritisieren die Maßnahmen der Regierung zur Eindämung des Covids-19. Das führt zu einer Spaltung zwischen diejenigen, die die Corona-Maßnahmen akzeptieren und verteidigen, und diejenigen, die sie infrage stellen. Spaltungen in der Gesellschaft gab es schon immer, erklärt der Psychiater: zwischen Land und Stadt, Alt und Jung, usw. Doch mit Corona erreicht die gesellschaftliche Spaltung ihren Höhepunkt. Diese ist für Maaz „das Symptom einer Gesellschaftskrise“. Er ist der Meinung, dass die Risikogruppen „selbst entscheiden wollen, wie sie geschützt werden wollen, und das Risiko selber tragen wollen“. Das Risiko, das der Virus darstellt, möchte er auf keinen Fall „bagatellisieren“, doch die Ansteckungsgefahr „ist eine Gefahr, die es seit Menschengedenken gibt“. Was er kritisiert ist die „politische und medial unterstütze Ängstigung“. Denn für den Psychiater stellt den Angst davor, sich anzustecken, eine individuelle Gefahr dar: Stress schwächt das Immunsystem. „Man kann viel häufiger krank werden“, so Maaz. Aber die Gefahr ist auch kollektiv: „Das soziale Leben wird verunsichert und nachhaltig gestört, argumentiert er. So wird der Nächste, den man nicht mehr berühren oder umarmen darf, zu einem potenziellen Gegner.“ Die Folge davon merke man schon mit der zunehmenden Denunziation.

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