Merkel wurde faktisch abgewählt – doch sie hat es nie begriffen und akzeptiert

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Merkels Götterdämmerung hat längst begonnen? Am Wahlabend des 24.092017 erlebte die Union ein historisches Debakel, mit minus 8,5 Prozent im Vergleich zu 2013 wurden beide Parteien abgestraft. Jetzt, wo Jamaika krachend gescheitert ist und Neuwahlen nicht mehr zur Debatte stehen, will Frau Merkel den nächst einfachen Weg einschlagen, um partout an der Macht zu bleiben: die SPD soll wieder ins GroKo-Boot einsteigen und die Kastanien aus dem Feuer holen.

Angela Merkel ist eigentlich alles egal, Hauptsache sie bleibt Bundeskanzlerin, und die Presselandschaft unterstützt die „Mutter des Aussitzens“ mit Meinungsumfragen: Im Sonn­tags­trend, den das Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tut Emnid für die „Bild am Sonntag“ er­hebt, ver­bes­sert sich die Union um zwei Zäh­ler auf 33 Pro­zent. Die SPD steigt mit einem Prozentpunkt mehr auf 22 Pro­zent.

Der Unterschied zwischen Merkel und großen Staatsmännern ist der, dass die wussten, wann es Zeit ist zu gehen zum Wohl des Landes. So schätzt das auch Wolfgang Grieger aus dem Kreisverband Bad Doberan ein, der Merkel Versagen vorwarf und sie zum Rücktritt aufforderte: „Noch nie war ein Kanzler so machtgeil und antipatriotisch“.

Merkel ist immer noch nicht in der Realität angekommen, sie hat den Schuss noch nicht gehört, offenbar befand sich die geschäftsführende Kanzlerin in den letzten Wochen auf einen anderen Planeten.

Die Stunde der Wahrheit – ein Kommentar von Markus Somm für die Basler Zeitung, nachfolgend einige Auszüge:

Kaum jemand unter den deutschen Berufspolitikern sprach inmitten dieser politischen Krise je vom Land, dessen Wohl sie angeblich kümmerte – solange Wahlkampf geherrscht hatte. Auch Angela Merkel , die gescheiterte Bundeskanzlerin der CDU, verlor sich bald in der Rabulistik des Koalierens und des Regierens und des Neuwählens: Nie sprach sie darüber, was für das Land, ihre Heimat immerhin, zählte. Eine Elite im Schock. Verlustängste ganz privater Natur, dieser Eindruck drängte sich auf, plagten sie.

Merkel wurde ebenso faktisch abgewählt – doch sie hat dieses Ergebnis innerlich nie begriffen, geschweige denn akzeptiert. Hätte sie etwas politischen Anstand, wäre sie längst gegangen. Denn Tatsache ist: Ihre technokratische, im Zweifelsfall linke, oft erfolglose, immer teure Politik wurde vom Wähler zurückgewiesen. Deshalb hat ihre CDU Stimmen verloren wie fast nie zuvor. Genauso wie in manch anderem westlichen Land fand in Deutschland ein Rechtsruck statt, wofür die AfD, die ungeliebte, bürgerliche Opposition steht. Ginge es nach dem Wählerwillen, müsste Merkel – oder besser: ein neuer Kanzler der CDU, am besten der CSU, eine konservativere Politik bieten, denn das hat der Wähler gewünscht. Doch Merkel meinte, sie könnte weitermachen, als wäre nichts geschehen, sie versuchte, mit den Grünen (ihrer heimlichen Partei) und der FDP eine neue Koalition zusammenzuschustern, was misslang, weil die FDP offenbar noch inhaltliche Anliegen in die Politik einbrachte; jetzt wird Merkel die SPD bezirzen, um fortzufahren wie bisher, was ihr noch ein paar Jahre oder Monate im Bundeskanzleramt sichern könnte. Weiterlesen

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