Es waren Merkels explosivste, wenn auch nicht ihre lautesten Worte: „Bin kurz davor, aufzugeben“. Gestern Nachmittag hat sie diese Worte ausgesprochen. Der Spiegel und die BILD haben diese Worte zitiert. Viele andere Blätter im Mainstream haben sich das – wahrscheinlich aus einer Mischung von Furcht, Ergebenheit und Entsetzen – nicht getraut.
Warum spricht eine Kanzlerin, die seit 15 Jahren wie mit Sekundenkleber an ihrem Stuhl klebt und nicht nur ihre Partei bis zur Unkenntlichkeit nach links verschoben sondern auch das Land an die Wand gefahren hat, um an der Macht zu bleiben, warum spricht sie diese Worte in einer so heiklen und brisanten Phase aus? Und das wohl wissend, dass sie sich damit selbst schwächt? Sie macht es im Grunde nur dann, wenn sie auf dem Weg zur Hintertüre ist. In der Tat: Weil nicht nur die partei-interne Kritik an ihr wächst, sondern ihr auch die Länder beim Management der Corona-Krise von der Schippe springen und sie schwach aussehen lassen, gerät sie nun massiv unter Druck. Zudem begehrt die Wirtschaft auf, viele Firmen und Bürger (die demonstrieren wollen) überschwemmen – immer öfter mit Erfolg – die Gerichte mit Klagen.
Merkel weiß, sie hat wieder einmal einen riesigen Fehler gemacht, zwei sogar auf einmal: sie hat ihre verbliebene Macht weit überschätzt und sie hat den Schaden, den sie mit ihrem harten Kurs in der Corona-Krise angerichtet hat, grandios unterschätzt. Jetzt begehren Weggefährten (wie Laschet, den die Medien brav attackieren), aber auch die Wirtschaft, die Gerichte und immer mehr Bürger auf.
Die, die noch Arbeit haben, bekamen Ende April ihre Gehaltsschecks aus der ersten Phase der Kurzarbeit und waren/sind schockiert. Tausende von Unternehmen stehen vor dem Aus. Die Banker können den Hörer gar nicht mehr hinlegen, so viele Kreditkunden wollen Stundungen oder neues Geld. Die nächsten Monate werden für unsere Wirtschaft absolut hässlich werden.
Zudem versteht Merkel: Wenn sich jetzt die Lockerungen gegen ihren Willen beschleunigen, schließt sich auch das zeitliche Fenster, sie kann nicht mehr darauf hoffen, dass sich die Corona-Maßnahmen bis Herbst 2021, bis zur nächsten Bundestagswahl, hinauszögern lassen. Der letzte Zeitpunkt, sich zu verdünnisieren, ist also jetzt.
Für die letzten verbliebenen Merkel-Anhänger wäre bis Ostern noch eine Gelegenheit gewesen, aus dem Lockdown auszusteigen. Diesen Zeitpunkt hat sie bravourös verpasst. Jetzt ist es zu spät. Doch wenn sie jetzt geht, findet wenigstens der Orkan, der gerade losbricht, ohne sie statt. Und – vielleicht – lässt sich der Rückenwind aktueller Umfragen bei vorzeitigen Neuwahlen irgendwie mitnehmen ….