„Leben anders vorgestellt“ – Ankerzentrum Manching: Asylbewerberfamilie unzufrieden mit Unterkunft und Essen

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Asylsuchende, die neu in Bayern ankommen, werden zunächst in Ankerzentren untergebracht, bis über den Asylantrag oder gegebenenfalls über eine Abschiebung entschieden wird. Nun sind Ankerzentren nicht wie Vier-Sterne-Hotels eingerichtet und bieten auch kein Menü a la Carte an, diese erfüllen eher den provisorischen Zweck: ein Dach über den Kopf, beheizte Schalfräume, Nahrung und medizinische Versorgung – und dass alles kostenlos und sollte für den Anfang ausreichend sein, bis zur Klärung des Asylgesuchs.

So manche „Flüchtlinge“ haben kurz nach ihrer Ankunft gewisse Hoffnungen und Erwartungen, diese hat wohl auch eine Asylbewerberfamilie, die Ehefrau stammt aus der Ukraine und der Ehemann aus Afghanistan, gemeinsam haben sie eine Tochter, untergebracht derzeit im Ankerzentrum Manching und offenbar sehr enttäuscht über die Lebensverhältnisse und das Essen, Schutz und Sicherheit scheinen sekundär zu sein:

[…] Als Mohamed H. nach Deutschland kam, hatte er sich sein Leben anders vorgestellt. Der 22-Jährige stammt aus Afghanistan, seine Frau aus der Ukraine. Die beiden haben eine kleine Tochter. Jetzt wohnt die Familie seit etwas mehr als einem Monat im Ankerzentrum im oberbayerischen Manching. „Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Wir warten auf die Asylentscheidung“, erklärt Mohamed H. auf Englisch. Die Asylsuchenden sitzen auf Bierbänken.

Eher lustlos stochern Mohamed H. und seine Frau in Kartoffeln, paniertem Fisch und Remoulade herum. „Für meine Tochter gibt es kein vernünftiges Essen“, sagt die Mutter. Es ist nicht der einzige Kritikpunkt der jungen Familie. Die Flüchtlinge stört, dass sie ihr Zimmer nicht abschließen können: „Uns wurde schon Kleidung von unserer Tochter geklaut“, sagt die Frau aus der Ukraine. Auf den Sicherheitsdienst sei in diesem Punkt kaum Verlass. Überhaupt sei die Security „ein großes Problem“, meint ihr Mann Mohamed H. „Manche von ihnen behandeln uns wie Untermenschen.“ […] Quelle: Focus Online – Link im nächsten Absatz

Die Bedingungen sind im Ankerzentrum – im Gegensatz zu Flüchtlingslagern in Libanon oder der Türkei – nicht der Willkommenskultur würdig, und so statteten die bayerische FDP-Fraktionsvize Julika Sandt und der Fraktionschef Martin Hagen dem Ankerzentrum Manching einen Besuch ab, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Was die beiden Politiker zu berichten haben, kann auf Focus Online nachgelesen werden.

Fazit: Grüne, SPD und FDP fordern „umfassende Veränderungen“ in Ankerzentren, heißt u.a. mehr Rundumversorgung, Rechtsbetreuung, schnellere dezentrale Unterbringung in Kommunen und bessere psychologische Betreuung. Bitte nicht vergessen, die Fischstäbchen mit Remoulade und Kartoffeln von der Speisekarte zu streichen.

Während die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland steigt und immer mehr Menschen auf den Straßen leben, die Obdachlosen sich bei einem Teller Suppe in Teeküchen und Bahnhofsmissionen aufwärmen, viele Obdachlose morgens die Notschlafstellen wieder verlassen müssen, klingt die Kritik an Ankerzentren wie ein Hohn.

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