Lammert: „Wir leben in Verhältnissen, um die uns fast die ganze Welt beneidet.“

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Der 3. Oktober könnte der Tag der Freude und der Zustimmung aller Deutschen in Ost und West sein, gäbe es nicht diese völlig von der eigenen Bevölkerung abgehobene Politik. Zum diesjährigen Fest der „Deutschen Einheit“ gab es  unter größtem Schutz der Büttel einen höfischen Galaauftritt des politischen Adels. Während die Regierenden sich feiern, wird draußen demonstriert, alles schon mal dagewesen.  Der Auftritt der Ehrengäste wirkte eher wie eine Betriebsversammlung eines Konzerns: Die Vorstände loben das gute Jahresergebnis und geben einen Ausblick in die Zukunft, indes hat ein Teil der Mitarbeiter den Eindruck, die Vorstände sprechen von einem anderen Unternehmen, als das, dass sie tagtäglich erleben und drücken dies mit Buh-Rufen aus, offensichtlich vertrauen sie der Führungsriege nicht mehr.

Die meisten sind über die Einheit froh, aber nicht über diese Politik, die jetzt über die Köpfe der Bürger hinweg gemacht wird. Aber das fichten die Politiker kaum an, sie sind überzeugt von ihrem Weg und feiern eine Einheit, die dieses Jahr offensichtlich erste Brüche zeigt.

Wieviel wurde zur Feier wieder geredet und wieviel Realitätsverlust wurde sichtbar?

[…] Bundestagspräsident Norbert Lammert rief die Deutschen in einer Rede zur zentralen Gedenkfeier dazu auf wahrzunehmen, wie gut es den meisten Menschen in Deutschland heute gehe. „Wir leben in Verhältnissen, um die uns fast die ganze Welt beneidet.“ Deutschland sei heute „in besserer Verfassung als jemals zuvor“. Die Deutschen könnten und dürften daher durchaus „etwas mehr Selbstbewusstsein und Optimismus zeigen“. „Denn wir leben jetzt so zusammen, wie es ganze Generationen vor uns nur träumen konnten: In Einigkeit und Recht und Freiheit.“

Lammert rief dazu auf, Zuwanderung als Chance für mehr Vielfalt zu begreifen. Er erinnerte daran, dass auch Deutsche während und nach dem Zweiten Weltkrieg zu Flüchtlingen wurden und warb für eine weltoffene Gesellschaft.

Bundeskanzlerin Angela Merkel rief zu mehr Respekt in der politischen Auseinandersetzung auf. „Für mich persönlich, aber auch für die allermeisten Menschen in Deutschland ist dies nach wie vor ein Tag der Freude, ein Tag der Dankbarkeit, aber natürlich auch ein Tag, an dem wir 26 Jahre nach der deutschen Einheit sehen, dass neue Arbeit, neue Probleme auf uns warten“, sagte Angela Merkel in ihrer Rede bei den Feierlichkeiten in Dresden. […]  Quellen: Zeit Online und n-tv.de

Das „Wir“ mag in diesem Fall für die politische Klasse in Deutschland gelten, oder für die Wirtschafts-Elite. Nicht aber für die einfachen Leute, die sich und ihre Familien mit prekären Jobs über Wasser halten müssen. Oder für Leute, die von Altersarmut betroffen/bedroht sind. Oder für Leute, die auf Hartz-IV angewiesen sind. Diese Liste lässt sich leider noch beliebig fortsetzen.

Solange sich die Politik nicht mal fragt „Ist unsere Politik eigentlich noch richtig?“, wird sich in diesem Land nichts ändern. Die Bundesregierung ist mittlerweile so borniert und betonköpfig wie das Politbüro der DDR. Auch als überall der Putz von den Wänden bröckelte und die Mangelwirtschaft zur Regel wurde, gab es immer nur dieselben abgedroschenen Parolen von der Überlegenheit des Sozialismus.

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