Viele Menschen nutzen von Montag bis Freitag die öffentlichen Verkehrsmittel und müssen einen beträchtlichen Weg und eine enorme Zeit auf sich nehmen, um zur Arbeitsstelle, Uni oder Schule zu gelangen, manche radeln auch bei Wind und Regen, wenn die Entfernung nur einige Kilometer betreffen. Viele Hartz-IV-Bezieher werden in Maßnahmen gesteckt, die Jobcenter erwarten, dass sie pünktlich zum Unterrichtsbeginn erscheinen, egal ob mit Bus, Bahn oder Auto, egal wie beschwerlich der Weg auch ist.
Und dann gibt es „Flüchtlinge“, die ihren Integrationskurs abbrechen, weil sie den „frühmorgendlichen Weg“ mit den öffentlichen Verkehrsmitteln als zu beschwerlich empfinden. Es geht um zwei Flüchtlingsfamilien aus Afghanistan, den Frauen dauert offenbar die Fahrt zu lange, die Strecke von Weddelbrook nach Kaltenkirchen beträgt rund 17 Minuten. Wie wird das erst bei einer potenziellen Arbeitsaufnahme sein, wenn der Weg zu unbequem ist? Beendet man ganz einfach das Arbeitsverhältnis?
Die beiden Flüchtlingsfamilien wollen unbedingt in die Stadt ziehen und fragen sich: „Warum gibt es keine Wohnungen für uns“? Das fragen sich auch viele Einheimische, die dringend Wohnraum suchen. Den „geflüchteten“ Menschen wird Schutz vor Verfolgung, Krieg und Terror gewährt, sie erhalten ein Dach über den Kopf und werden rundumversorgt, und das auch teils ohne oder gefälschten Papiere, hingegen Einheimische ohne Nachweis ihrer Bedürftigkeit und ohne Papiere aus den Behörden herauskomplimentiert werden.
Kieler Nachrichten vom 25.12.2017:
In den 14 Dörfern des Amtes Bad Bramstedt-Land sind derzeit noch 200 Flüchtlinge untergebracht. Betreut werden sie von ehrenamtlichen Helfern und von Hans Arns, Flüchtlingsbeauftragter des Amtes. Er ist die meiste Zeit verzweifelt. Der Grund: Ein Großteil der Flüchtlinge will nicht länger in den Dörfern leben. „Egal, bei welcher Genossenschaft, bei welchen Eigentümern oder Hausverwaltungen ich anrufe: Hören sie, dass ich Wohnraum für Flüchtlinge suche, bekomme ich ein Nein als Antwort“, erklärt Hans Arns: „Das ist frustrierend.“ Dabei würden die Vermieter kein Risiko damit eingehen: „Die Miete zahlt das Jobcenter und einige der Flüchtlinge verdienen auch schon eigenes Geld“, sagt Arns.
Besonders zwei Familien aus Afghanistan bereiten ihm derzeit Sorgen. Sie leben seit zwei Jahren zusammen in einer großen Wohnung in Weddelbrook. Fatima Haydari (33) mit ihrem Mann und zwei Kindern sowie Zahra Rezai (24) mit Mann und einem Kind, bald allerdings zwei: Rezai ist im sechsten Monat schwanger. Die Frauen haben gerade ihren Integrationskursus in Kaltenkirchen abgebrochen, weil es für sie zu beschwerlich ist, dort frühmorgens mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Ihre Kinder besuchen die Schule und Kita in Bad Bramstedt. „Ich suche seit einem Jahr eine Wohnung, aber es klappt nicht“, sagt Fatima Haydari. „Warum gibt es keine Wohnungen für uns“, fragt Zahra Rezai verzweifelt.
„Wir konnten den Familien Wohnungen anbieten, eine in Hitzhusen und eine in Wiemersdorf. Doch das Angebot haben sie abgelehnt. Sie wollen unbedingt in die Stadt“, sagt er.
