Erwerbsarmut: Immer mehr Arbeitnehmer stocken mit Zweitjob auf

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AfD NRW: Wer etwas ordentliches gelernt habe, der brauche keine drei Minijobs, polterte Peter Tauber (CDU) einmal. Ach so?

In NRW bessert schon jeder zehnte Arbeitnehmer sein Einkommen mit einem Zweitjob auf – meist nur, um über die Runden zu kommen. Sind diese Menschen wirklich alle selbst schuld, Herr Tauber?

Bundesweit gehen 3,5 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr als einer Arbeit nach. In NRW hat jeder zehnte beitragspflichtige Arbeitnehmer einen Zweitjob – 702.000 Personen! Die allermeisten „Multijobber“, deren Zahl sich in 15 Jahren mehr als verdoppelt hat, geht einer geringfügigen Zweitbeschäftigung nach, sprich, sie haben einen Minijob. Aber warum?

„Der erhebliche Anstieg der Mehrfachbeschäftigungen“, heißt es in einer Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung, „fällt zeitlich zusammen mit der im Rahmen der Hartz-Gesetzgebung 2003 eingeführten Anhebung der Verdienstgrenzen von Minijobs von 325 auf 450 Euro sowie der Befreiung von der Sozialversicherungspflicht und der Einkommenssteuer“. Wir erinnern uns:

Sowohl die damals regierende SPD als auch die CDU rechtfertigten Minijobs als Anreiz für Arbeitgeber, Arbeitssuchende einzustellen und ihnen langfristig eine Festanstellung zu geben. Doch stattdessen verwandelten viele Arbeitgeber ihre Vollzeitstellen kurzerhand in Minijobs, um Kosten zu sparen und Mitarbeiter einfacher kündigen zu können. Und siehe da:

Laut Böckler-Studie stockt tatsächlich jeder vierte Befragte auf, weil er keine Vollzeitstelle mehr findet. Insgesamt sollen für 53 Prozent finanzielle Schwierigkeiten dafür ausschlaggebend gewesen sein, einen Zweitjob anzunehmen. Und auch das sollte CDU-Mann Tauber sich hinter die Ohren schreiben:

Der Caritas-NRW zufolge arbeiten erwerbsarme Menschen – also Arbeitnehmer, die trotz Erwerbstätigkeit arm oder von Armut bedroht sind – häufig u.a. als Tischler, Maler, Maurer, Krankenschwester und Altenpfleger. Sind das etwa keine ‚ordentlichen‘ Berufe?

„Die ehemaligen Volksparteien haben Deutschland in einen Niedriglohnsektor umgebaut“, kommentiert der arbeitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion NRW, Dr. Martin Vincentz. „Während die CDU heute fantasiert, uns gehe es so gut wie nie zuvor, steht die SPD kurz davor, den Sozialismus auszurufen.“

„An die zielführendste Lösung denken beide nicht: Arbeit muss sich endlich wieder lohnen.“

➡️ zum Medienbericht über die Zahl der Mehrfachjobber: https://bit.ly/2tnTT1a

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