Erdogan jammert: Druck auf Türkei steigt heftig

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Der Druck auf die finanziell und wirtschaftlich angeschlagene Türkei wächst. Mit Standard & Poor’s (S&P) sowie Moody’s haben zwei große Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit des Landes noch tiefer herabgestuft.

S&P setzte das Rating am Freitag von BB- auf B+ zurück. Damit gelten Staatsanleihen der Türkei, die ohnehin schon als Ramsch eingestuft sind, nun als sehr spekulativ. Später nahm auch Moody’s sein Türkei-Rating um eine Stufe zurück.

Aus Sicht der Bonitätswächter droht der Türkei eine anhaltende Wirtschaftskrise. Verwiesen wird auch auf die extremen Schwankungen der türkischen Landeswährung Lira. Das Rating ist maßgeblich dafür, zu welchen Bedingungen sich ein Staat Geld leihen kann. Ein schlechteres Kreditrating durch die Bonitätswächter bedeutet in der Regel auch steigende Kosten für die Verschuldung eines Landes.

S&P erklärte, man gehe von einer Rezession in der Türkei im nächsten Jahr aus, mit einer um 0,5 Prozent sinkenden Wirtschaftsleistung. In den Folgejahren werde es zur graduellen Erholung kommen. Die Inflation, derzeit bei 16 Prozent, steige bis auf 22 Prozent. Die türkische Lira hat seit Anfang des Jahres 38 Prozent an Wert verloren.

Die Agenturen brachten ihre Bedenken über die Unabhängigkeit der türkischen Notenbank zum Ausdruck und kritisierten halbherziges Vorgehen der Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Moody’s spricht in einer Mitteilung von einer «Reduktion in der politischen Verlässlichkeit» in der Türkei. Ähnlich äußerte sich auch die Agentur Fitch.

Die Regierung Erdogans liegt mit der Regierung der USA von Präsident Donald Trump seit längerem im Clinch. Die USA werfen Ankara unter anderem vor, bei der Umgehung von Iran-Sanktionen zu helfen. Der Streit entbrannte öffentlich an dem unter Hausarrest stehenden US-Geistlichen Andrew Brunson. Die Türkei wirft ihm vor, an dem Putschversuch gegen Erdogan im Jahr 2016 beteiligt gewesen zu sein. Die USA halten ihn für unschuldig und drohten weitere Sanktionen an, sollte er nicht bald freigelassen werden.

Türkische Staatsanleihen lagen zuvor schon im Ramsch- oder Junkbereich, mit dem Ratingagenturen riskante Anlagen kennzeichnen. Inzwischen haben sich alle drei große Ratingagenturen der Welt kritisch über die Stabilität türkischer Anleihen geäußert. Moody’s senkte seine Bewertung für die langfristigen Schulden des Landes von Ba2 auf Ba3 und den Ausblick auf «negativ». S&P hat seine Bewertung zwar gesenkt, den Ausblick aber auf «stabil» belassen.

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