Die Geschichte einer 91-Jährigen: „Was ich derzeit erlebe, erinnert mich stark an vergangene Zeiten“

3697

Marianne ist 91 Jahre alt. Was sie derzeit erlebt, erinnert sie stark an vergangene Zeiten. Diese Geschichte hat sie selbst aufgeschrieben.

Ich, Marianne, bin die Seniorin der Familie, geb. 1930, 91 Jahre alt. Was ich derzeit erlebe, erinnert mich stark an die Zeiten, die ich bereits zweimal erlebt habe.

Ich wurde in der Nähe von Stralsund, Mecklenburg-Vorpommern geboren. Meine Großmutter war Jüdin, ich also Vierteljüdin. Meine Mutter war Halbjüdin, aber rot-blond. Germanischer konnte man nicht aussehen. Auch ich war sonnenblond, mit langen Haaren und einem Zopf, der bis zu 1 Meter lang war. Wir lebten auf einem Dorf mit drei Schnapsfabriken, weil das Wasser dort besonders gut war. Mein Vater war bei der Raiffeisenbank in Stralsund beschäftigt.

Früher wurde ich als Vierteljüdin nicht bedient. Heute werde ich ohne Maske nicht mehr bedient oder darf das Geschäft erst gar nicht betreten. Auch 1933 waren nicht gleich alle antijüdischen Maßnahmen verabschiedet worden. Die kamen erst nach und nach und wurden mit der Zeit immer schärfer. Deswegen hielten viele Juden das Ausreisen für unnötig, bis es zu spät war. Jetzt fängt es genauso an wie in den Dreißiger Jahren.

Ich erlebe gerade das Gleiche, was ich schon zweimal, im Dritten Reich und in der DDR, erlebt habe. Die Gegner werden mundtot gemacht, evtl. ins Gefängnis (oder später in ein KZ) geschickt, die Braven und die Mitläufer werden belohnt und der ganze Diktaturzirkus beginnt jetzt zum dritten Mal von vorn. Ich habe nie geglaubt, dass ich eine solche Entwicklung noch einmal erleben muss. Aber ein Großteil unserer Bevölkerung, besonders in den westlichen Bundesländern, hat aus der Geschichte von Drittem Reich und DDR sehr wenig gelernt. Es läuft z.Zt. fast alles so ab wie in den Katastrophenjahren. Ich hoffe, dass es nicht so schrecklich enden wird wie 1945. Noch bin ich eine lebende Zeitzeugin. Aber in wenigen Jahren werde ich gestorben und meine Geschichte vergessen sein.

Den gesamten Gastkommentar auf Epoch Times weiterlesen

Folgt Politikstube auch auf: Telegram