Brandanschlag auf syrisches Geschäft in Hagen war ein Fake

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Das Schicksal des Syrier Mohammad Moussa A. rührte 2018 die Menschen in Wetter bei Hagen zu Tränen. Eine Brandstiftung zerstörte im April 2018 den Laden des Gemüsehändler. Vorher habe er Drohbriefe erhalten, so erzählte es Mohammad. Er wäre das Opfer eines fremdenfeindlichen Anschlag, so sein Verdacht. Sofort brach eine Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität über den Syrier herrein. Politiker und Medien gaben sich die Klinke in die Hand, von überall prasselten Spenden auf das Opfer herab. Helfer bauten den Laden wieder auf. Das Problem: Der 2015 nach Deutschland geflüchtete Syrer hatte das Feuer selbst gelegt. Davon ist das Amtsgericht Hagen überzeugt und hat ihn zu drei Jahren Haft verurteilt: Vortäuschen einer Straftat, Betrug, einfache und gefährliche Körperverletzung, so das Urteil. Auf die Schliche sind ihm die Ermittler gekommen weil sich der Mann bei Befragungen in immer größere Widersprüche verstrickte. Erschwerend kommt hinzu, dass er Sozialleistungen in Höhe von mehreren zehntausend Euro erschlichen und andere Menschen bedroht und auch geschlagen hat. In Wetter sind seit dem Urteil viele geschockt. Etwa Anwohnerin Rilana Avranidis. Sie wohnt im ersten Stock direkt über dem ehemaligen Gemüseladen. 2018 war sie vom Brand nachts überrascht worden. Sie und ihre beiden Kinder erlitten Rauchgasvergiftungen, mussten ins Krankenhaus. Später hat sie dem Händler beim Wiederaufbau geholfen. Heute ist der zweifachen Mutter klar: Das Leben ihrer Familie war dem Mann offensichtlich gleichgültig, als er seinen Laden anzündete. Das Amtsgericht Hagen spricht von einer „selbstsüchtigen Motivlage“. Auch für den Bürger-Verein „Wir in Wetter“ ist der Fall eine herbe Enttäuschung. Der Verein hatte viele Aktionen nach dem gefälschten Anschlag für den Syrer und für mehr Weltoffenheit umgesetzt.

Und ist dabei auf einen Betrüger reingefallen, der seine Herkunft missbraucht hat, um sich als Opfer eines fremdenfeindlichen Anschlags zu inszenieren. Nicht nur die Versicherungssumme von mehr als 30.000 Euro hat er kassiert. Auch Spenden in Höhe von mehreren tausend Euro.

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