BDK: Berlin bleibt sicher? – Es wird einfach nicht mehr ermittelt!

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‚Schmale Bearbeitung‘ – so nennt die Polizei neuerdings das, was sie macht, wenn der schmale Geldbeutel abhandenkommt: nämlich nichts. Angeordnet hat das Polizeipräsident Klaus Kandt (Foto) – er hält Ermittlungen bei Taschendiebstahl für sinnlose Zeitverschwendung. Für die Beklauten ist eine solche sinnlose Zeitverschwendung also ab sofort die Anzeige eines Taschendiebstahls. Wunderbar! Da geht die Zahl der Taten ja sicher bald runter – Berlin bleibt sicher.“

So fasst der „Tagesspiegel Checkpoint“ vom 10. Oktober 2016 die neuen Wege der Kriminalitätsbearbeitung in Berlin zusammen. Sicher, auch der Polizeipräsident kann nur den Mangel verwalten. Aber gerade die Folgen solcher Entscheidungen sollten wohl bedacht bleiben:

Spart sich der Bürger die Anzeige, sinkt das Fallzahlenaufkommen, steigt die Aufklärungsquote. Denn Bekanntsachen werden ja weiter bearbeitet und vermutlich auch weiter konsequent angezeigt. Dann darf man mit Fug und Recht behaupten: die schmale Bearbeitung ist ein Erfolg! Oder?

Schon lange warnt der Bund Deutscher Kriminalbeamter vor einem schleichenden Übergang von Kriminalitätsbekämpfung hin zur Kriminalitätsverwaltung. Bei Betrugsfällen wird dieser Weg schon länger beschritten. Mit der Ausweitung der ’schmalen Bearbeitung‘ auf zahlreiche Kriminalitätsfelder in der Fläche wird das Handtuch geworfen und die Kriminalitätsverwaltung wird zu einem Institut.

Gegen Taschendiebstahl kann man sich im Prinzip nicht versichern. Anders bei Raubtaten, Wohnungseinbrüchen oder Fahrraddiebstahl. Hier ist Versicherungsschutz durchaus möglich. Eine Erstattung von Schäden erfolgt jedoch nur, wenn der Sachverhalt auch bei der Polizei angezeigt wurde. Wie würde das Anzeigeverhalten aussehen, wenn diese Delikte nicht versicherungsrelevant wären?

„Es macht keinen Sinn zu ermitteln, wenn es nichts zu ermitteln gibt. Die Frage aber ist, wer diese Entscheidung trifft und ob dazu ausreichend fachlich qualifiziertes Personal eingesetzt wird. Zu befürchten ist auch, dass so dem Druck zum „Wegsehen“ wegen Prioritätensetzung der Weg bereitet wird.“ Sagt der Landesvorsitzende Michael Böhl.

Übrigens ist Herr Kandt auch nicht der Auffassung, dass es ausgebildete Kriminalisten zur Ermittlung von Fahrraddiebstählen bedarf. Welche Entwicklung das nimmt lässt sich an den Zahlen ablesen.

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